Harnröhrenstriktur – wie entsteht sie?
Die Harnröhre (Urethra) ist ein wichtiger Bestandteil des Urogenitaltrakts. Als Verbindungsstück von der Blase nach draußen sorgt sie für die Ausscheidung des Urins. Immer dann, wenn die schmale Röhre durch eine Engstelle in ihrem Innendurchmesser verkleinert ist, kann der Urin nicht mehr richtig aus der Blase abfließen und es besteht die Gefahr eines Rückstaus mit allen seinen gesundheitlichen Konsequenzen. Für die Harnröhrenenge, die bei Männern aufgrund ihrer anatomischen Gegebenheiten häufiger auftritt als bei den Frauen, gibt es gleich mehrere mögliche Auslöser.
Oft Narbenbildung als Ursache
Ein häufiger Grund für Strikturen der Harnröhre sind narbige Strukturen, die im Inneren der Harnröhre auftreten und auf diese Weise den physiologischen Urinabfluss aus der Blase einschränken. Die Schädigungen der empfindlichen, die Harnröhre von innen auskleidenden Schleimhaut, die zu einer Narbenbildung führen, können dabei von außen oder von innen erfolgen. Äußere Einwirkungen sind in der Regel Verletzungen mechanischer Art, die bei Unfällen, vor allem auch im Bereich des Sports, entstehen können. Ein unangenehmer Unfall in diesem Zusammenhang ist das Abrutschen von Radfahrern aus den Pedalen und der damit verbundene Sturz mit dem Genitalbereich auf die harte Stange des Rades. Auch beim Bruch des Beckens, zum Beispiel als Folge eines Autounfalls, oder bei offenen Verletzungen in der Region zwischen Damm und Penis beziehungsweise Vagina kann die Ausheilung mit einer Narbenbildung verbunden sein, die über die Harnröhrenverengung anschließend Probleme beim Wasserlassen bewirkt.
Auch innere Auslöser tragen zur Entstehung von Narben im Harnröhrenbereich bei. Ein klassischer Grund für Harnröhrenstrikturen sind in diesem Zusammenhang ärztliche Untersuchungen oder Eingriffe im Urogenitalbereich. So ist die Harnröhre zum Beispiel der Weg, den das Endoskop, ein dünner und flexibler Schlauch mit einer kleinen Kamera an seiner Spitze, bei urologischen Spiegelungen wie der Blasenspiegelung nimmt. Auch bei behutsamer Untersuchung können sogenannte Mikroverletzungen im Inneren der Harnröhre nicht immer vermieden werden. Die oft kleinen Schädigungen im Bereich der Schleimhaut der Harnröhre können dann zur Narbe und damit zur Striktur der Harnröhre führen.
Katheter als klassischer Auslöser
Nach Operationen aller Art oder im Bereich der Pflege kann es vorübergehend oder dauerhaft notwendig sein, dem Patienten einen Blasenkatheter zu legen, der die Ableitung des Urins steuert. So fein das kleine Röhrchen aus Kunststoff, das hierfür über die Harnröhre zur Blase geschoben wird, auch sein mag – auch hier sind Schleimhautverletzungen möglich, die über kleine Narben eine Einengung im Harnröhrenbereich zur Folge haben können. Das ist vor allem dann der Fall, wenn ein Verweilkatheter eingeführt ist, wie es zum Beispiel für die Nachbehandlung nach schwierigen Eingriffen mit einer längeren Regenerationsphase nötig sein kann. Die Schädigung der Harnröhrenschleimhaut kann hier auf zwei Wegen erfolgen: Zum einen ist es möglich, dass ein Dauerkatheter über den Druck auf die Harnröhre zu einer Durchblutungsstörung in diesem Areal führt, die zu einer Unterversorgung und damit Degeneration des betroffenen Gewebes führen. Zum anderen haben Katheter, die Latex enthalten, unter Umständen Stoffe an sich, die einen negativen Einfluss auf die physiologische Struktur des Gewebes haben können.
Um bei der Verwendung von Kathetern, die über einen längeren Zeitraum im Einsatz sind, Schäden und daraus resultierende Verengungen in der Harnröhre zu vermeiden, kann als Alternative zum transurethalen, also durch die Harnröhre geleiteten Modell auch der sogenannte suprapubische Katheter gesetzt werden. Hier wird der Harn über einen dünnen Schlauch durch die Bauchdecke nach außen befördert.
Entzündungen konsequent behandeln
Neben mechanischen Auslösern wie Katheter oder Verletzung kann die Schleimhaut durch Entzündungen gereizt werden. Hierzu zählen die klassischen Infektionen der Harnwege, aber auch die umgangssprachlich als Tripper bekannte, aber mittlerweile weniger häufig in Erscheinung tretende Geschlechtskrankheit Gonorrhoe, die durch Bakterien ausgelöst wird. Das Ausheilen der entzündlichen Reaktionen ist ebenfalls mit Narbenbildung und einer Harnröhrenverengung als zusätzlicher Komplikation möglich. Keime im Bereich des Urogenitaltrakts sollten also gleich aus zwei Gründen sorgfältig therapiert werden – zum einen, um über ein Aufsteigen der Keime in die Nierenregion mitunter ernste Komplikationen zu vermeiden, zum anderen, um eine Vernarbung der Harnröhrenschleimhaut und damit eine Abflussstörung zu verhindern.
Schleimhaut durch Bindegewebe ersetzt
Der Vorgang, wie es zur narbigen Verengung der Harnröhre kommt, ist dabei unabhängig von der Ursache gleich: Die strukturellen Veränderungen im Bereich der die Röhre auskleidenden Schleimhaut führen dazu, dass das betroffene Areal entweder komplett oder teilweise durch Narben ersetzt wird. Das entstandene Bindegewebe ist deutlich starrer und fester als die Schleimhaut. Die Folge ist das Schrumpfen und eine Einengung der Harnröhre an den vernarbten Stellen, wobei das Ausmaß der Harnröhrenstriktur von unterschiedlichen Faktoren wie der Schwere der Verletzung, der vorgenommenen Therapie und nicht zuletzt auch den individuellen Regenerationsfähigkeiten des einzelnen Körpers abhängt.
Neben narbigen Veränderungen als Auslöser der Harnröhrenenge ist bei Männern auch die benigne Prostatahyperplasie ein häufiger Grund. Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine Vergrößerung der Prostata durch die Neubildung von Gewebe in diesem Bereich. Diese Veränderungen sind zwar gutartig, führen aber über die Beanspruchung von Raum zum Einengen der Harnröhre, was sich in der Regel durch einen immer weniger ausgeprägten Harnstrahl äußert. Natürlich können auch Tumore in gleicher Weise die Striktur im Harnröhrenbereich herbeiführen.
Angeborene und erworbene Ursachen
Selten sind eine Verengung der Harnröhre und damit eine Harnabflussstörung durch eine Fehlbildung im Bereich des harnableitenden Systems oder auch der Geschlechtsorgane verursacht, mit der ein Kind bereits auf die Welt gekommen ist. Ein Beispiel hierfür ist die Hypospadie. Hier handelt es sich um eine Entwicklungsstörung, die dazu führt, dass die Mündung der Harnröhre in Richtung Penisunterseite gelegen ist. Hinzu kommen oft eine Verengung der Mündung, Vorhautanomalien oder ein Hodenhochstand.
Die meisten Gründe für das Krankheitsbild der Harnröhrenstriktur sind jedoch in den erworbenen Verengungen durch Narben, Neubildung von Gewebe oder entzündlichen Erkrankungen zu suchen.
Hinweis:
Dieser Beitrag ersetzt auf keinen Fall eine ärztliche Diagnose oder Behandlung. Er dient ausschließlich Ihrer Information und soll weder zur Selbstdiagnose noch zur Selbstbehandlung auffordern. Bitte wenden Sie sich bei gesundheitlichen Problemen immer an Ihren Arzt!