Eine der Therapieoptionen bei der Harnröhrenverengung ist die Urethrotomie (Urethrotomia interna), auch als “Schlitzung” oder “Harnröhrenschlitzung” bezeichnet. Sie stellt eine relativ häufige Behandlungsmethode dar und kann unter Umständen und auf Wunsch sogar in lokaler Anästhesie durchgeführt werden. Obwohl sie sehr häufig eingesetzt wird, sind die Erfolgsraten gering – die besten Aussichten hat ein Patient bei erstmaligem Auftreten einer kurzstreckigen Harnröhrenstriktur.
Wie wird die Urethrotomie durchgeführt?
Um die Harnröhre an der Engstelle zu weiten, führt der Urologe einen Schnitt ins Gewebe aus – die Harnröhre wird sozusagen von innen aufgeschlitzt. Dazu wird ein sogenanntes Urethrotom verwendet, ein röhrenförmiges Instrument, durch das ein sogenanntes Strikturmesser vorgeschoben werden kann, mit dem der Einschnitt dann erfolgt. Dabei unterscheidet man zwischen zwei Formen der Harnröhrenschlitzung: bei der Urethrotomie nach Otis wird der Eingriff blind durchgeführt, während die Urethrotomie nach Sachse unter Sicht, das heißt mit einer kleinen Kamera (Sichtoptik), erfolgt. Die Dauer des gesamten Eingriffs, inklusive der Narkose, beträgt meist nicht länger als 30 Minuten.
Die Sachse-Urethrotomie läuft in der Regel folgendermaßen ab. Zuerst wird das Sachse-Instrument mit der Sichtoptik eingeführt und soweit vorgeschoben, bis die Engstelle zu sehen ist. Die bewegliche Messerspitze wird in die verengte Harnröhre hineingeführt und das Narbengewebe soweit eingeschnitten, bis die Harnröhre ihre reguläre Weite erreicht hat. Zum Schluss bekommt der Patient einen Blasenkatheter und wird für die Liegedauer krankgeschrieben. Einige urologische Praxen bieten die Urethrotomie sogar als ambulanten Eingriff in Kurznarkose an.
Warum hat die Urethrotomie so hohe Rezidivraten?
Nach dem Eingriff ist eine regelmäßige Nachsorge und eine etwa vierteljährliche Wiedervorstellung beim niedergelassenen Urologen besonders wichtig, um den Heilungsverlauf zu beobachten und ein Rezidiv frühzeitig zu erkennen. Die Wahrscheinlichkeit eines Wiederauftretens steigt mit jedem Eingriff an, daher wird in Fachkreisen von einer wiederholten Harnröhrenschlitzung abgeraten. Grundsätzlich ist die Schlitzung allein aufgrund der Vorgehensweise nicht dazu geeignet, eine endgültige Heilung der Harnröhrenstriktur herbeizuführen: da die Ursache der Verengung die Bildung von Narbengewebe ist und Gewebe auf Verletzungen mit der Bildung von weiterem Narbengewebe reagiert, wird sich nach einer Harnröhrenschlitzung in vielen Fällen zwangsläufig eine wulstigere und längere Narbe ausbilden.