Professor Dr. med. Dirk Fahlenkamp ist Chefarzt an der Urologischen Klinik der „Zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz„. Er veröffentlichte sehr interessante Ergebnisse einer Anwendungsbeobachtung in „European Urology 2011“, die zeigen, dass autologe Zelltransplantate aus den Zellen der Mundschleimhaut in ihrer Größe und Form gut angepasst (modelliert) werden können, recht widerstandsfähig gegen Urin sind und sich auch als mechanisch stabil erweisen. Dieses autologe Zelltransplantat ist bereits bei 16 Patienten erfolgreich eingesetzt worden.
Das Zelltransplantat aus der Mundschleimhaut hat nur eine Größe von 4 mal 8 Millimeter und wurde den Patienten bei lokaler Betäubung entnommen. „Tissue Engineering“ nennt sich die Methode, mit der dann in nur drei Wochen aus den Zellen der Biopsie jenes autologe Zelltransplantat zur Implantationsreife angezüchtet werden kann. Der erforderliche Katheter konnte bereits nach zehn Tagen wieder entfernt werden. Drei Wochen nach der Harnröhrenrekonstruktion wurde schließlich eine Urethrographie durchgeführt. Jeweils drei Monate nach den Operationen wurden genaue Harnstrahlmessungen vorgenommen.
Durch die Entnahmen der Mundschleimhaut haben sich keinerlei Komplikationen ergeben. Die Implantationen des autologen Ersatzgewebes waren von der handwerklichen Durchführung her nicht kompliziert. Mit hochauflösenden Röntgenaufnahmen konnte der wasserdichte Verschluss der Harnröhre sowie eine weite Anastomose nachgewiesen werden. Die Nachuntersuchungen bestätigten einen normalen Urinfluss, auch konnten keine nennenswerten Restharnmengen festgestellt werden.
Alternative Methode zur Gewinnung autologen Materials
Da bei diesem Verfahren dem Patienten unter Lokalanästhesie eine Gewebeprobe von nur circa 30 Quadratmillimetern aus der Mundschleimhaut entnommen wird, um daraus dann ein deutlich größeres Transplantat anzuzüchten, werden die Belastung und der Stress für den Patienten auf ein Minimum reduziert. Tatsächlich ist die Gewebeentnahme weitgehend schmerzfrei und ohne Komplikation. Es bestehen realistische Schätzungen darüber, dass allein in Deutschland jedes Jahr bis zu 3.000 Patienten von dieser Art des autologen Transplantats profitieren könnten. Wahrscheinlich würde es sich aber um deutlich mehr Patienten handeln, die den Eingriff durchführen lassen würden, wenn alle Betroffenen über das neue Verfahren ausreichend informiert werden. Besonders bemerkenswert ist natürlich die (extrem) kurze Narkose- und Operationszeit für die Entnahme der winzigen Gewebeprobe. Der darauf folgende Austausch beispielsweise eines Teils der Harnröhre ist allerdings kein ganz trivialer Eingriff.
Die Entnahme von Mundschleimhaut ist tatsächlich nur in einem begrenzten Umfang möglich. Dennoch zeichnet sich ab, dass das autologe Zelltransplantat eine sehr gute Alternative zu traditionellen Transplantationstechniken darstellt. Professor Fahlenkamp jedenfalls findet die Ergebnisse mit MukoCell mehr als vielversprechend, da großflächige Entnahmen von Mundschleimhaut nun nicht mehr erforderlich sind und belastende, traditionelle OP-Techniken wie wiederholte Schlitzungen hoffentlich der Vergangenheit angehören.
Züchtung autologer Zelltransplantate
Wie oben bereits beschrieben, werden zur Züchtung von MukoCell in etwa nur 30 Quadratmillimeter (das sind elf Prozent der Fläche einer 2-Cent-Münze) aus der Mundschleimhaut entnommen. Diese Zellen müssen aus der Biopsie isoliert und expandiert werden, um sie schließlich auf einer biologischen Trägersubstanz zu kultivieren. Unter streng sterilen Bedingungen wächst das Gewebe dann in GMP-standardisierten Reinraumlaboratorien innerhalb von 21 Tagen bis auf die benötigte Größe heran. Danach wird das Zellmaterial durch verschiedene analytische Methoden spezifiziert und schließlich in einen sterilen Behälter verpackt, um es an die Klinik, wo die Transplantation erfolgen wird, zu versenden.
Nach der Implantation verbindet sich das autologe Zelltransplantat in relativ kurzer Zeit mit dem umlagernden Gewebe, was im Ergebnis zu einer vollkommen funktionsfähigen Harnröhre führt, wobei die mit eingesetzte Trägersubstanz innerhalb von vier bis acht Wochen ohne weiteres Zutun abgebaut wird.