Die Wiederherstellung der Harnröhre durch den Einsatz körpereigener Zellen der Mundschleimhaut darf nicht mit der Rekonstruktion durch Teile der Mundschleimhaut verwechselt werden. Bei dieser Technik werden großflächig Bereiche der Schleimhaut entnommen, um fehlende Partien der Harnröhre zu ersetzen.
Im Vergleich zur schonenden Transplantatzüchtung mit wenigen Schleimhautzellen ergeben sich bei dieser Harnröhrenrekonstruktion schwerwiegende Nachteile.
Die Vor- und Nachteile dieser Therapie im Überblick:
Pro
Heilungschancen
Kontra
- Entnahme von großen Schleimhautflächen notwendig
- häufiges Auftreten von Vernarbungen im Mundraum
- Gefahr der Bewegungseinschränkung der Unterlippe
- Möglichkeit eines dauerhaften Taubheitsgefühls im Bereich des Mundes oder des Gesichts
- potenzielle Problematik in der Mimik sowie Einschränkung beim Trinken, Essen und Sprechen
- oftmals starker Speichelfluss
- längere OP-Dauer durch vorangehende Schleimhautentnahme
- in vielen Fällen sind Folgeoperationen nötig
- Schädigung des Speicheldrüseneingangs möglich
- kein unabhängiger empirischer Nachweis vorhanden, der die Operationstechnik unterstützt
- häufig mangelnde Weiterbildung der behandelnden Ärzte; nur in wenigen Fällen verfügen die Urologen über die Qualifikation, Operationen im Mundbereich durchführen zu können
Die Harnröhrenrekonstruktion mit Mundschleimhaut kommt oftmals zum Einsatz, wenn eine Verengung der Harnröhre chronisch verläuft. Diese Operationsform wird offen durchgeführt, um die Harnröhre wiederherzustellen. Bei der Rekonstruktion von Teilbereichen kommen diverse Geweberegionen bzw. Schleimhäute als Ersatz infrage. So kann neben der Mundschleimhaut unter anderem auch Vorhautgewebe entnommen werden.
Die Wahl des geeigneten Schleimhautgewebes basiert auf verschiedenen Faktoren. Zu beachten ist beispielsweise, dass die Beschaffenheit der Mundschleimhaut zwar für den Einsatz spricht, die Entnahme allerdings auch gravierende Nebenwirkungen und Folgeschäden haben kann. Chronische Schmerzen oder eine Einschränkung der Mimik zählen zu den potenziellen Risiken der großflächigen Gewebeentnahme aus dem Mundraum.
Grundzusätzlich ist die operative Wiederherstellung der Harnröhre nicht zu unterschätzen. Der Eingriff erfordert ein hohes Maß an chirurgischem Geschick und Erfahrung des behandelnden Arztes. Nur ein fachkundiges Vorgehen kann die Gefahr von Folgeschäden minimieren und einen nachhaltigen Erfolg erzielen. Bei einigen Krankheitsbildern können mehrere Eingriffe notwendig sein, um die Rekonstruktion abzuschließen. In diesen Fällen muss zwischen den einzelnen Operationen ein mehrmonatiger Abstand eingehalten werden, um den Heilungsprozess nicht zu stören und dem Patienten Erholung geben zu können. Im Anschluss an den Eingriff wird für einen Zeitraum von etwa drei Wochen ein Katheter in die Harnröhre eingesetzt, der die Funktion einer Schiene einnimmt.