Die Urologie ist ein Fachgebiet, das häufig den Ruf hat, für typische Männerprobleme zuständig zu sein. Wenn ein Mann beispielsweise keine Kinder mehr zeugen möchte oder Probleme mit der Prostata oder ihrer Potenz hat. Doch das ist nur die halbe Wahrheit, denn zum Fachbereich Urologie gehört noch viel mehr: und zwar alle Erkrankungen, die den sogenannten Urogenitaltrakt betreffen. Dazu gehören auch die Nieren, Harnleiter, Blase und Harnröhre, weshalb auch Frauen und Kinder mit Harnwegserkrankungen zum Patientenkreis eines Urologen gehören. Für diese vielfältigen Erkrankungen sind in dieser Disziplin also besonders präzise und speziell entwickelte Untersuchungs- und Behandlungsmethoden notwendig. Vor allem aber gehört ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Urologe absolut zu einer erfolgreichen Therapie dazu.
Harnwegserkrankungen: Urethrastenose (Harnröhrenstriktur)
Auch die Harnröhrenverengung (Harnröhrenstriktur) ist eine Erkrankung der Harnwege, die durch den Urologen diagnostiziert und behandelt wird. Bei typischen Warnzeichen, wie Schmerzen beim Wasserlassen, schwachem oder gießkannenförmigen Harnstrahl, begleitet von häufigen Harnwegsinfekten, sollte nicht lange gezögert werden. Ein Urologe kann durch wenige kurze Untersuchungen feststellen, ob es sich tatsächlich um eine Harnröhrenverengung (auch bekannt als Harnröhrenstenose, Urethrastenose, oder Harnröhrenstriktur) oder eine andere Erkrankung handelt. Die Ursache für die Verengung der Harnröhre liegt in der Bildung von Narbengewebe in der Harnröhre. Dieses behindert den Durchfluss des Urins und kann die Harnwege auch ganz blockieren.
Die Ursachen für die Entstehung des Narbengewebes sind vielfältig. Häufig führen Verletzungen oder Unfälle mit Beteiligung der Harnröhre zur Bildung von Narbengewebe, jedoch kann man es in vielen Fällen auch auf medizinische Eingriffe, wie Blasenspiegelungen oder das Anlegen eines Katheters zurückgeführt werden. Auch eine vergrößerte Prostata kann die Harnröhre von außen einschnüren und ähnliche Symptome auslösen. Daher muss ganz genau untersucht werden, was die Harnröhrenverengung verursacht. Im Ultraschall lässt sich leicht feststellen, ob und wieviel Urin nach dem Wasserlassen in der Blase verbleibt und ein spezielles Röntgenverfahren zeigt genau, wo sich die Engstelle befindet und wie lang diese ist.
Harnröhrenbehandlung und Harnröhren-Operation
Es existieren zwar einige nicht-operative Verfahren zur Therapie der Harnröhrenstriktur (zum Beispiel Aufdehnung/Bougierung), diese schneiden aber bei der langfristigen Prognose schlecht ab. Daher ist in den meisten Fällen eine Operation angezeigt. Bei der Schlitzung wird die Engstelle lediglich durch einen Schnitt geweitet, während die Engstelle in einer offenen Harnröhrenplastik komplett entfernt werden kann. Die offene Harnröhrenplastik ist wenn möglich einer Schlitzung vorzuziehen, da es bei Schlitzungen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Rezidiv mit verstärkter Vernarbung kommt.
Das Ersatzgewebe für die Harnröhrenplastik wird teilweise durch das Herausschneiden von anderen Körperstellen (Mundschleimhaut, Vorhaut, Oberschenkel) gewonnen und führt somit zu neuen Verletzungen und Komplikationen. Alternativ kann man daher Ersatzgewebe (MukoCell®) mittels Tissue Engineering im Labor anzüchten lassen. Die letztere Möglichkeit hat den Vorteil, dass Komplikationen an der Entnahmestelle vermieden werden und die OP-Zeit sich erheblich verkürzt. Außerdem kann man beliebig viel Ersatzgewebe im Labor anzüchten, so dass auch bei langstreckigen Harnröhrenstrikturen genügend Ersatzgewebe vorhanden ist.