Während die Bedeutung der Niere als Filterstation und der Blase als Auffangbehälter und Steuerung des Urinabgangs unumstritten sind, wird der Harnröhre häufig eine zu geringe Bedeutung zugeschrieben. Dabei leistet sie einen wichtigen Beitrag zum Funktionieren des gesamten Systems und kann bei Erkrankungen zu einer erheblichen Einschränkung führen.
Die Harnröhre, auch Urethra genannt, gehört zu den harnableitenden Organen und ist äußerst kompliziert aufgebaut. Die männliche Harnröhre transportiert neben Urin auch noch Samenflüssigkeit. Sowohl die Länge als auch der Aufbau der männlichen Harnröhre unterscheidet sich von dem der weiblichen: die männliche Harnröhre ist mit 20 cm etwa 17 cm länger als die weibliche und hat einen höheren muskulösen Anteil. Im Verlauf lassen sich mehrere natürliche Engstellen erkennen. Diese können beispielsweise beim Legen des Blasenkatheters Probleme bereiten und Anlass zu einer Verletzung der sensiblen Schleimhaut bieten.
Der Prozess des Wasserlassens beginnt mit dem steigenden Füllungszustand der Harnblase: durch den Druck auf die Blasenwand wird das Gewebe überdehnt. Ist der Betroffene zum Wasserlassen bereit, sendet das Gehirn ein Signal, wodurch die Blase sich zusammenzieht und der Schließmuskel sich zur Harnröhre hin öffnet. Auch die Harnröhre kann sich kontrahieren und auf diese Weise den Urin mit einem größeren Druck herauspressen. Dadurch entsteht ein gewisser Druck beim Wasserlassen, was sich an einem kräftigen Urinstrahl erkennen lässt.
Erkrankungen
Da die Harnröhre eine wichtige Funktion erfüllt, sollten alle Erkrankungen ernstgenommen werden, da alle Einschränkungen in diesem Bereich auch zur Entstehung der Inkontinenz beitragen können. Eine Erkrankung, welche die meisten Menschen mindestens einmal in ihrem Leben durchmachen ist die Entzündung der Harnröhre (Urethritis). Diese wird in der Regel von Bakterien, manchmal auch von Pilzen verursacht, die in den meisten Fällen von außen in die Harnröhre gelangen.
Weitere mögliche Erkrankungen sind die Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz), die jedoch meist bei Frauen diagnostiziert wird, die Verengung der Harnröhre (Urethrastenose, Harnröhrenstriktur) oder Harnröhrenmündung (Meatusstenose) sowie Schleimhautvorstülpungen (Karunkel), Aussackungen (Divertikel) innerhalb der Harnröhre oder fehlerhafte Ausgänge (Fisteln). Auch eine Reihe von Fehlbildungen der Harnröhre, die zu verschiedenen Symptomen und Folgeerkrankungen führen können, sind möglich.