Da die Ursachen für eine Harnröhrenverengung individuell sind, kann es auch keinen allgemeinen Behandlungsplan geben.
Stattdessen muss in jedem Fall nach genauen Untersuchungen ein individuell zugeschnittener Behandlungsplan erstellt werden. Bei dessen Planung spielen die folgenden Faktoren eine entscheidende Rolle: Länge und Lage der Striktion, Menge des verhaltenen Harns, bestehende Harnwegsinfekte sowie die Beteiligung der Nieren. In den meisten Fällen beinhalten die Therapiemaßnahmen im Falle einer Harnröhrenverengung eine invasive und nicht ganz leichte Operation. Diese werden in der Regel in Spezialkliniken durchgeführt, um Komplikationen zu vermeiden. Je nach Form der Harnröhrenverengung wird eine dazu passende Operationstechnik gewählt. Da es in Fachkreisen eine große Uneinigkeit bezüglich der Vor- und Nachteile sowie den Langezeitergebnissen der unterschiedlichen Operationstechniken gibt, lohnt es sich eine Zweitmeinung von einem Spezialisten einzuholen. In der Folge werden die gängigen Behandlungsmethoden kurz vorgestellt.
Die Aufdehnung als Behandlungsmethode
Die Aufdehnung heißt in Fachkreisen Bougierung und ist die althergebrachte Form eine Harnröhrenstriktur zu therapieren. Um die Harnröhre quasi zu dehnen, wird ein spezieller Katheter eingeführt. Dies kann beispielsweise ein Ballonkatheter sein. Dieser Katheter dehnt die Harnröhre im Anschluss. Der Effekt hält bei dieser Methode jedoch nur für einen begrenzten Zeitraum an und muss so vermutlich regelmäßig wiederholt werden. Bereits nach vier bis sechs Wochen treten in den meisten Fällen wieder die ersten Symptome einer Verengung auf. Nach einer detaillierten Erklärung kann der Patient diese Behandlung jedoch auch alleine bei sich durchführen. Allerdings werden die Abstände zwischen den einzelnen Auflehnungen erfahrungsgemäß immer knapper. Ein weiteres Risiko birgt die Behandlung in möglichen Verletzungen durch das Einführen des Katheters. Diese Verletzungen können ihrerseits die Verengung verschlimmern. Die Aufdehnung eignet sich daher nicht zur Behandlung von Harnröhrenverengungen. Es ist eine Behandlungsform, welche nur kurzfristig des Krankheitsbild verbessert. Langfristig aber zu einer weiteren Schädigung der Harnröhre führt.
Die Harnröhrenschlitzung als Behandlungsmethode
Eine Harnröhrenschlitzung wird als Urethrotomia interna bezeichnet und kommt nur in bestimmten Fällen als Behandlungsmethode in Frage. Dafür muss die Harnröhrenverengung erstmals aufgetreten und unter zwei Zentimeter lang sein. Treffen diese Faktoren zu, kann die Verengung gespalten werden. Der Betroffene wird unter Vollnarkose gesetzt oder mithilfe einer Rückenmarksanästhesie auf die Prozedur vorbereitet. Der Urologe führt im Anschluss das Endoskop in die Harnröhre ein und spaltet die Verengung mithilfe eines Lasers oder eines Messer. Ein Katheter dient nach der Operation für einige Zeit als Schienung innerhalb der Harnröhre. Bei dieser Methode kommt es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer erneuten Narbenbildung. Diese neuen Narben sind in vielen Fällen ausgeprägter als die zuvor beseitigten Narben, wodurch die Ausgangssituation auf lange Sicht keineswegs verbessert wird. Dementsprechend liegt die Erfolgsquote dieser Methode bei erstmaliger Anwendung bei weniger als 30%. Bei wiederholter Durchführung einer Schlitzung liegt die Rezidiv-Wahrscheinlichkeit bei fast 100%.
Ein Stent als Behandlungsmethode
Als Stent bezeichnet man ein dünnes Rohr aus Metall- oder Kunststoffgeflecht. Dieses wird mithilfe eines Endoskops in die Harnröhre eingeführt und soll dort die Harnröhre offenhalten. Es wird unterschieden zwischen den dauerhaften Stents und den temporären Stents. Dauerhafte Stents können einfach in der Harnröhre belassen werden. Die temporären Stents müssen nach einigen Monaten wieder entfernt und neu eingesetzt werden. Da es auch bei dieser Behandlungsmethode zu einigen Komplikationen wie beispielsweise neuen Verletzungen oder wiederholt auftretenden Entzündungen kommen kann und die Langzeitergebnisse nicht überzeugen können, wird auf sie nur im Ausnahmefall zurückgegriffen. Von dieser Behandlungsmethode ist abzuraten.
Eine Rekonstruktion der Harnröhre als Behandlungsmethode
Die schonenste und modernste Methode zur Rekonstruktion der Harnröhre ist das MukoCell-Verfahren. Bei diesem Verfahren wird dem Patienten eine winzige Biopsie von Mundschleimhautzellen entnommen und innerhalb von drei Wochen werden daraus Mundschleimhauttransplantate in beliebigen Mengen als Gewebeersatz zur Rekonstruktion der Harnröhre gezüchtet. Aus diesem Gewebeersatz wird der verengte Teil der Harnröhre neu rekonstruiert, so dass sich aus dem Gewebeersatz eine neue Harnröhre aus patienteneigenen Gewebe bildet. Dieses Verfahren vermeidet eine großflächige Entnahme von Mundschleimhaut aus dem Mundraum, so dass Patienten eine zusätzliche Operation mit dem Risiko weiterer Verletzungen erspart bleibt. MukoCell ist das erste in Deutschland zugelassene Arzneimittel für neuartige Therapien für die Indikation Harnröhrenstriktur.
Weitere Behandlungsmethoden sind:
Die End- zu -End Anastomose. Im Verlauf dieser Operation wird die Engstelle der Harnröhre entfernt und die restlichen Teile der Harnröhre werden nach Möglichkeit direkt miteinander vernäht. Diesen Vorgang bezeichnet man als End-zu-End-Anastomose. Eine End-zu-End-Anastomose ist jedoch nur bei einer kurzstreckigen Harnröhrenverengung möglich. Erfolgte eine korrekte Indikation, ist die Erfolgsquote dieser Behandlungsmethode hoch. Diese Behandlungsmethode kann jedoch mit einer Reihe von schwerwiegenden Nebenwirkungen verbunden sein. So kann es bei einer End- zu- End Anastomose auf Grund der Durchtrennung der Nerven an der Harnröhre zu Impotenz und einer Verkrümmung des Penis kommen. Aufgrund des Risikos von schwerwiegenden Nebenwirkungen sollte unbedingt eine Zweitmeinung von einem Spezialisten eingeholt werden.
Eine weitere Behandlungsmethode ist eine Urethroplastie mit Gewebeersatz aus dem Körper.. Um das fehlende Teilstück zu ersetzen werden Teile der Vorhaut, der Mundschleimhaut oder andere Schleimhäute des Betroffenen verwendet. Was konkret als Harnröhrenersatz verwendet wird, hängt von individuellen Faktoren ab. Diese Behandlungsmethode wird ebenfalls bei Harnröhrenabrissen angewendet. Es handelt sich bei dieser Methode um einen schwierigen Eingriff, welcher ausschließlich von einem erfahrenen Facharzt durchgeführt werden sollte. Im Verlauf der Operation muss beispielsweise ebenfalls darauf geachtet werden, dass weder indirekt noch direkt die Blutzufuhr der Schwellkörper unterbunden wird. Sollte die Harnröhrenverengung kompliziert sein, so kann die Operation auch auf verschiedene Sitzungen aufgeteilt werden. Diese müssen allerdings in mehrmonatigem Abstand zueinander liegen. Nach diesem Eingriff bleibt ein Katheter als Schiene für mehrere Wochen in der Harnröhre. Bei diesem Verfahren wird dem Patienten Gewebeersatz aus dem Körper entnommen, mit der Folge, dass eine weiterer neuer Eingriff notwendig wird, welcher das Risiko von Schäden an der Entnahmestelle in sich birgt. Am häufigsten wird Mundschleimhaut als Ersatzmaterial aus dem Mund entnommen, mit der Folge, dass es zu Schäden im Mundbereich kommen kann. Insbesondere kann es zu Sensibilitätsstörungen im Mundbereich, vermehrten Speichelfluss, zu Störungen der Gesichtsmimik, Probleme beim Essen, Trinken und Sprechen kommen. Auch bei diesem Verfahren sollte auf Grund der beschriebenen Nebenwirkungen unbedingt eine Zweitmeinung von einem Spezialisten eingeholt werden.
Krankheitsverlauf und Prognose im Falle einer Harnröhrenverengung
Wird eine Harnröhrenverengung nicht behandelt, kann sie schwerwiegende Folgen haben. Sie führt langfristig nicht nur zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität, sondern kann mit einem Harnaufstau auch ganz konkret die Nieren dauerhaft schädigen. Eine frühzeitige Diagnose und eine sich hier schnell anschließende adäquate Behandlung ist so entscheidend für die weitere Prognose. Auch wenn die Harnröhrenverengung nach einer Behandlung erneut auftritt, gilt es schnell zu handeln. Die Prognose ist besser, desto kürzer sie ist und desto seltener vorbehandelt wurde.