Schätzungen zufolge leiden 0,6 Prozent der Männer in Deutschland an einer Harnröhrenstriktur, die häufig auch als Harnröhrenverengung bezeichnet wird. Diese Erkrankung äußert sich insbesondere durch Schwierigkeiten beim Wasserlassen bis hin zum Harnverhalt, was einen echten Notfall darstellt. Die meisten Betroffenen haben in der Regel einen langen Leidensweg, denn obwohl es nicht schwierig ist eine eindeutige und korrekte Diagnose zu stellen, erleiden viele Patienten trotz verschiedener Therapien immer wieder einen Rückfall und haben insgesamt vielfältige Probleme im Zusammenhang mit ihrer Behandlung.
Harnröhrenverengung
Harnröhrenstriktur & Harnröhrenverengung: Therapiearten
Die Harnröhrenstriktur und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Eine Harnröhrenstriktur bezeichnet eine Harnröhrenverengung. Der medizinische Fachbegriff für diese Problematik lautet Urethraobstruktion oder Harnröhrenstenose. Im Allgemeinen betrifft die Verengung der Harnröhre vor allem das männliche Geschlecht, denn Frauen leiden so gut wie nie darunter. Dabei ist die Harnröhrenstriktur in manchen Fällen schon seit der Geburt vorhanden, während andere Betroffene sie erst im Laufe ihres Lebens bekommen. Aus diesem Grund lässt sich diese Erkrankung in eine angeborene und eine zugezogene Harnröhrenstenose unterteilen.
Methoden zur Behandlung einer Harnröhrenstriktur
Eine Harnröhrenstenose lässt sich durch verschiedene, chirurgische Methoden behandeln. Zu jenen gehören eine Harnröhrenrekonstruktion mit Mundschleimhautzellen, eine Harnröhrenrekonstruktion mit der Mundschleimhaut, die Harnröhrenbougierung/Harnröhrendehnung, eine Harnröhrenschlitzung (Urethrotomie) und eine Harnröhrenplastik. Welches dieser Verfahren am Ende angewandt wird, richtet sich für gewöhnlich nach der Art der Harnröhrenverengung sowie dem möglichen Rückfallrisiko und ist demnach von Patient zu Patient unterschiedlich.
Je nach Lage der Striktur und der Rückfallgefahr kann aus einer der folgenden Therapieoptionen die für den einzelnen Patienten optimale Behandlung ausgewählt werden.
Harnröhrenrekonstruktion mit Zellen der Mundschleimhaut (MukoCell®)
Vorteile (+):
- Sehr gute Heilungschancen
- schonendes und modernes Behandlungsverfahren
- keine Entnahme von Mundschleimhautlappen
- behördlich genehmigtes Arzneimittel für neuartige Therapien (MukoCell®)
- Kostenerstattung der gesetzlichen Krankenversicherung im Rahmen der Einzelfallkostenübernahme (Gilt auch für private Krankenkassen)
Nachteile (-):
- bisher nur in wenigen Krankenhäusern verfügbar
Eine verengte und vernarbte Harnröhre benötigt Gewebeersatz, um einen ausreichenden Durchfluss des Urins zu gewährleisten. Überwiegend wird dieser Gewebeersatz aus der Mundschleimhaut gewonnen.
Es gibt nunmehr die Möglichkeit einer schonenden Rekonstruktion der Harnröhre mittels eines im Labor hergestellten Zeltransplantats. Dieses Transplantat wird aus patienteneigenen Zellen der Mundschleimhaut gewonnen. Die Zelltransplantat-Herstellung benötigt drei Wochen im Labor. Danach können die Zelltransplantate als Gewebeersatz zur Rekonstruktion der Harnröhre dem Patienten implantiert werden.
Rekonstruktion der Harnröhre mit Mundschleimhaut
Vorteile (+)
- Heilungschancen gut (Datenlage unsicher)
Nachteile (-):
- erhöhtes Krebsrisiko (Mundkrebs) durch Verletzungen der Mundhöhle*
- großflächigen Entnahme von Mundschleimhaut
- oft Vernarbungen im Mund
- kann Beweglichkeit der Unterlippe einschränken,
Traditionell wird der benötigte Gewebeersatz zur Rekonstruktion einer verengten und vernarbten Harnröhre aus dem Mundraum entnommen. Je nach Länge der Striktur wird ein Stück Mundschleimhaut von entsprechender Größe entweder aus der Unterlippe oder von der Wange entfernt und an der Harnröhre zur Gewinnung eine ausreichenden Röhrenöffnung eingenäht.
*
- Piemonte E. Relationsship between chronic trauma of the oral mucosa, oral potentially malignant disorder and oral cancer, Journal of Oral Pathology & Medicine (2010) 39
- Nelson R. Dental Trauma may play a Role in Oral Cancers 07/2014 www.medscape.com
- kann zu Taubheitsgefühl im Mund-, Wangen-, Lippenbereich führen
- kann zu Veränderungen der Gesichtsmimik oder zu Problemen beim Sprechen und Trinken führen
- kann zu vermehrten Speichelfluss führen
- Verlängerte Operationszeit durch zwei chirurgische Eingriffe an der Harnröhre und im Mund
- Risiko der Verletzung des Speicheldrüseneingangs
- bei einem Rezidiv ist keine ausreichende Mundschleimhaut vorhanden bzw. es muss nochmals Mundschleimhaut aus dem bereits verletzten Mundbereich entnommen werden
- Verfahren wurde noch nicht mit unabhängigen, prospektiven Studien überprüft
- vielen Ärzten fehlt der Kenntnisnachweis für Operationen im Mundbereich, Urologen werden in der Regel nicht für Operationen im Mundraum ausgebildet.
Harnröhrenbougierung Harnröhrendehnung
Bild Quelle: Harnröhrendilatation-Quelle WIkipedia.de
Der Vorteil der Harnröhrenbougierung bzw. der Harnröhrendehnung ist, dass diese Therapiemöglichkeit ambulant durchgeführt werden kann und meistens ohne Narkose möglich ist. Diese Therapie kann aber nur kurzfristig die Symptome der Krankheit beseitigen. Die Eingriffe müssen regelmäßig wiederholt werden und können dadurch zu erneuten Verletzungen mit Vernarbungen und einer Verschlechterung des Krankheitsbildes führen.
Vorteile (+):
- ambulante Behandlung ohne Narkose möglich
Nachteile (-):
- sehr hohe Rezidivwahrscheinlichkeit und Komplikationsrate
- Eingriff muss regelmässig wiederholt werden
- wiederholte Eingriffe verschlechtern das Krankheitsbild und führen zu langstreckigen Strikturen
- langfristige Heilungschancen verschlechtern sich mit jedem weiteren Eingriff
Harnröhrenschlitzung (Urethrotomie)
Bild Quelle: Harnröhrenschlitzung-Quelle urology-texbook.com
Vorteile (+):
- einfacher Eingriff
- bei erstmaligen Auftreten der Krankheit ist der Eingriff indiziert
Nachteile (-)
- Rediziv-Wahrscheinlichkeit bei 70% -100 %
- jeder Schnitt in die vernarbte Harnröhre führt zu einer neuen Narbe mit einer erneuten Verengung, wodurch gleichzeitig die Vernarbung größer und länger wird,
- die Schaffung einer Röhre/Öffnung für den Harnabfluss wird bei vernarbten Gewebe immer schwieriger
- das Krankheitsbild verschlechtert sich mit jedem weiteren Eingriff
- wiederholte Schlitzungen können zu irreparablen Schäden an der Harnröhre führen
Voraussetzung für diesen Eingriff ist in der Regel ein erstmaliges Erscheinen der Harnröhrenenge sowie ein betroffenes Areal, das maximal eine Ausdehnung von 1,5 Zentimetern haben sollte.
Harnröhrenstriktur & Harnröhrenverengung
Ursachen, Symptome und Therapien
Unter einer Harnröhrenstriktur wird eine Verengung der Harnröhre verstanden. Sie ist entweder bereits angeboren oder wird im Laufe des Lebens erworben.
Bei einer Harnröhrenstriktur handelt es sich um eine Harnröhrenverengung. In der Medizin wird sie auch als Harnröhrenstenose oder Urethraobstruktion bezeichnet. Besonders betroffen von diesem Leiden sind Männer, während es sich beim weiblichen Geschlecht kaum zeigt. Es wird zwischen einer angeborenen sowie einer erworbenen Harnröhrenstriktur unterschieden.
Eine Harnröhrenverengung kann in manchen Fällen bereits angeboren sein, was allerdings nur sehr selten vorkommt. Zu den Gründen für die angeborene Form gehören vor allem Missbildungen am äußeren Geschlechtsorgan wie eine Hypospadie.
Wesentlich häufiger tritt jedoch die erworbene Form auf. Sie entsteht durch Unfälle, bei denen sich im Anschluss Narben bilden, eine Urethritis, die im Rahmen der Geschlechtskrankheit Tripper (Gonorrhoe) vorkommt, sowie Tumore an der Harnröhre. Weitere mögliche Ursachen sind medizinische Behandlungen wie eine Transurethrale Prostataresektion oder eine Strahlentherapie. Ebenso kommt das Anlegen eines Dauerkatheters in die Harnröhre als Auslöser in Betracht.
Als typisches Merkmal einer Harnröhrenstriktur gilt eine zunehmende Verdünnung des Harnstrahls beim Wasserlassen. Grund dafür ist das Verkleinern des Innendurchmessers der Harnröhre. Der abgeschwächte Urinstrahl markiert oft das erste Anzeichen der Harnröhrenverengung. Nicht selten verändert sich dabei auch die Form des Harnstrahls. Zum Beispiel kann er sich in mehrere Bereiche aufteilen und an eine Gießkanne erinnern. Diese Beschwerden hängen allerdings von der individuellen Ausprägung sowie der Lage der Harnröhrenstriktur ab.
Zu den typischen Symptomen der Harnröhrenstenose gehört außerdem das Nachtröpfeln im Anschluss an das Wasserlassen. Es kommt zumeist durch das Entstehen einer kleinen Ausbuchtung hinter der Engstelle zustande. Sie soll wieder für einen normalen Abfluss des Urins sorgen.
Nicht selten zeigt sich bei einer Harnröhrenstriktur auch Blut im Urin (Mikrohämaturie). Treten schließlich Schmerzen auf, wird empfohlen, sich rasch an einen Arzt zu wenden. Bei Schmerzen im Penis- und Dammbereich besteht das Risiko eines Harnrückstaus. Außerdem können die Beschwerden auf eine Blasenentzündung hinweisen, die zu den typischen Folgen der Harnröhrenverengung zählt. So verbleibt bei der Erkrankung stets etwas Urin innerhalb der Harnblase, wodurch sich vorhandene Bakterien ausgezeichnet vermehren können. Gekennzeichnet ist eine Blasenentzündung auch durch vermehrten Harndrang, der besonders in der Nacht auftritt. Breiten sich die schädlichen Erreger bis ins Nierenbecken aus, kann es dort zu einer schmerzhaften Nierenbeckenentzündung kommen. Die Gefahr einer Entzündung besteht zudem bei Nebenhoden und Prostata (Vorsteherdrüse).
Um dauerhafte Schäden an den Nieren zu vermeiden, muss rasch ein Arzt zu Rate gezogen werden. So drohen mitunter schwere Komplikationen wie Harnverhalt oder eine lebensbedrohliche Urosepsis.
Im Rahmen der Diagnostik erfasst der Arzt zunächst die Krankengeschichte des Patienten. Dabei befragt er diesen, wie lange die Beschwerden bereits bestehen und achtet auf mögliche Infektionen oder Verletzungen. Weiterhin erfolgt eine genaue Untersuchung des Urins. Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie) lassen sich der Harnblasenzustand sowie die vorhandene Restharnmenge ermitteln. Von Interesse sind vor allem die Nieren und der Umfang der Blasenwand. Um die präzise Lage der Harnröhrenverengung feststellen zu können, findet eine Röntgenuntersuchung mit einem Kontrastmittel statt. Auf diese Weise bestimmt der Arzt Position und Länge der Stenose. Darüber hinaus lässt sich auch eine Urethroskopie (Harnröhrenspiegelung) vornehmen.
Zur Behandlung einer Harnröhrenstriktur stehen unterschiedliche chirurgische Verfahren zur Verfügung. Dabei handelt es sich um die Harnröhrenrekonstruktion mit Zellen der Mundschleimhaut, die Rekonstruktion der Harnröhre mit Mundschleimhaut, die Harnröhrendehnung/Harnröhrenbougierung, die Urethrotomie (Harnröhrenschlitzung) sowie die Harnröhrenplastik. Welche Methode letztlich zur Anwendung gelangt, hängt von der Strikturart und dem Rückfallrisiko ab.
Harnröhrenrekonstruktion mit Zellen aus der Mundschleimhaut
Bei einer verengten und vernarbten Harnröhre bedarf es eines Gewebeersatzes, damit der Urindurchfluss weiterhin sichergestellt ist. Zu diesem Zweck gewinnt man den Gewebeersatz zumeist aus der Mundschleimhaut. Eine schonende Harnröhrenrekonstruktion ist mithilfe eines speziellen Zellimplantats möglich. Die Gewinnung des Implantats erfolgt aus eigenen Zellen des Patienten, die aus seiner Mundschleimhaut stammen. In einem medizinischen Labor wird das Implantat in einem Zeitraum von drei Wochen hergestellt. Anschließend lässt es sich als Gewebeersatz in die Harnröhre einbringen.
Vor- und Nachteile des Zellimplantats
Ein Zellimplantat hat den Vorteil, die Heilungsaussichten bei einer Harnröhrenverengung zu erhöhen. So gilt es als moderne und zugleich schonende Therapiemethode. Eine Entnahme des Mundschleimhautlappens ist nicht notwendig. Die verwendeten neuartigen Arzneimittel wie MukoCell wurden von den Behörden genehmigt.
Ein Nachteil des Zellimplantats ist jedoch, dass es bislang nur in wenigen Kliniken zur Verfügung steht.
Die Harnröhre mit Mundschleimhaut rekonstruieren
Auch bei dieser Therapieform stammt der Gewebeersatz aus der Mundschleimhaut des Patienten. Je nachdem, wie umfangreich die Harnröhrenverengung ausfällt, entnimmt der Operateur ein entsprechend großes Stück Mundschleimhaut. Dabei kann es sich um einen Teil der Wange oder der Unterlippe handeln. Anschließend näht er diesen Teil in die Harnröhre ein, womit er eine Öffnung der Röhre schafft.
Vor- und Nachteile der Harnröhrenrekonstruktion
Die Rekonstruktion der Harnröhre mithilfe von Mundschleimhaut hat den Vorteil, ausgezeichnete Heilungschancen aufzuweisen. Als Minuspunkt gilt jedoch die unfangreiche Entnahme der Mundschleimhaut. Dadurch kommt es oftmals zu Narbenbildung. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Unterlippenbeweglichkeit beschränkt wird.
Darüber hinaus sind unerwünschte Nebenwirkungen möglich. Dabei kann es sich um Probleme beim Trinken oder Sprechen, eine veränderte Gesichtsmimik, Taubheitsgefühle am Mund, an den Lippen oder den Wangen sowie verstärkten Speichelfluss handeln. Des Weiteren sind Verletzungen am Speicheldrüsengang möglich. Kommt es zu einem Rückfall der Harnröhrenstriktur, verfügt der Betroffene nicht mehr über ausreichend Mundschleimhaut, wobei eine weitere Entnahme an der operierten Stelle erfolgen muss. Außerdem haben nur die wenigsten Urologen genügend Kenntnisse für operative Eingriffe in der Mundregion.
Harnröhrendehnung/Harnröhrenbougierung
Eine andere Behandlungsmöglichkeit bietet die Harnröhrenbougierung, bei der es sich um eine Harnröhrendehnung handelt. Sie trägt auch die Bezeichnung Langzeitdilatation. Das Verfahren lässt sich ambulant durchführen und bedarf normalerweise keiner Vollnarkose. Die Methode ist relativ simpel. Sie lässt sich mitunter von den Patienten sogar selbst vornehmen, wenn ein mit Gleitmittel beschichteter Einmalkatheter zur Anwendung kommt. Der Verengung der Harnröhre wird durch den Einsatz eines Stents entgegengewirkt. Diese kleine Drahtstütze hält den geschaffenen Kanal frei. Allerdings wird die Methode nur in seltenen Fällen durchgeführt, weil ihr Erfolg zeitlich begrenzt ist. Außerdem kann sich die Erkrankung aufgrund entstehender Mikroverletzungen verschlechtern.
Vor- und Nachteile der Harnröhrendehnung
Als größter Vorteil der Harnröhrenbougierung gilt die Einfachheit des Verfahrens. Außerdem kann sie ambulant vorgenommen werden, wodurch kein Krankenhausaufenthalt nötig ist. Allerdings überwiegen bei der Harnröhrendehnung die Nachteile. So ist das Risiko von Rückfällen ebenso hoch wie die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen. Da der positive Effekt nur vorübergehend anhält, sind wiederholte Eingriffe erforderlich. Die langfristige Heilungsprognose wird mit jedem Eingriff schlechter.
Urethrotomie (Harnröhrenschlitzung)
Ebenfalls zu den Operationsverfahren bei einer Harnröhrenverengung gehört die Urethrotomie, auch Harnröhrenschlitzung genannt. Das Verfahren wird mithilfe eines speziellen Endoskops durchgeführt. Damit eine Harnröhrenschlitzung vorgenommen werden kann, muss die Harnröhrenstriktur zum ersten Mal auftreten. Außerdem ist am betroffenen Areal eine maximale Ausdehnung von 1,5 Zentimetern nötig. Mit einem OP-Messer schneidet der Chirurg eine Öffnung in bereits vernarbtes Gewebe. Nach der Operation erfolgt das Anlegen einer Schiene.
Vor- und Nachteile der Urethrotomie
Die Urethrotomie gilt als simpler Eingriff. Sie wird nur dann vorgenommen, wenn die Verengung der Harnröhre erstmalig auftritt. Das Verfahren hat jedoch zahlreiche Nachteile. So liegt die Wahrscheinlichkeit, dass nach der Operation erneut eine Harnröhrenstriktur auftritt, zwischen 70 und 100 Prozent. Schnitte in eine vernarbte Harnröhre haben neue Narben und damit weitere Verengungen zur Folge. Außerdem wird die Vernarbung immer umfangreicher. Durch das vernarbte Gewebe erschwert sich auch das Schaffen einer Öffnung, die dem Urinabfluss dient. Wird eine Harnröhrenschlitzung mehrere Male vorgenommen, drohen Schäden an der Harnröhre, die irreversibel sind.
Zu den umfangreichen und offenen Operationsmethoden gehört das Einbringen einer Harnröhrenplastik. Befindet sich das betroffene Harnröhrenstück in der Nähe des Penisschaftes und beträgt seine Länge höchstens 1,5 Zentimeter, operiert der Chirurg die Engstelle heraus und vernäht die beiden entstandenen Enden miteinander, was als Anastomose bezeichnet wird. Zur Überbrückung der Strecke wird eine Harnröhrenplastik, die in der Regel aus Mundschleimhaut besteht, verwendet.
Vor- und Nachteile der Harnröhrenplastik
Die Harnröhrenplastik hat den Vorteil, dass ihre Rezidivrate verhältnismäßig gering ausfällt. Allerdings besteht die Gefahr von Schäden bei der Entnahme der Mundschleimhaut. Des Weiteren sind dauerhafte Erektionsstörungen sowie eine Verkrümmung des Penis im Bereich des Möglichen.
Das Krankheitsbild Harnröhrenstriktur – Harnröhrenverengung: Ursachen, Symptome und Diagnostik
Das Krankheitsbild Harnröhrenstriktur ist auch unter der Bezeichnung Harnröhrenverengung bekannt. Dabei handelt es sich um eine durch Narbengewebe verursachte Verengung der Harnröhre, die dazu führt, dass das Wasserlassen nicht mehr problemlos funktioniert. Aus diesem Grund staut sich der Harn in den unteren Harnwegen, bis hin zum Harnverhalt. Dies ist also nicht nur eine lästige Unannehmlichkeit für den Patienten – eine gestörte Harnentleerung betrifft den gesamten Harntrakt und kann unerkannt und unbehandelt sogar bis zum Nierenversagen führen. In den Industrieländern kommt die Harnröhrenverengung schätzungsweise bei 0,9 Prozent der Männer in jedem Alter vor. Auch bei Frauen tritt eine Verengung der Harnröhre gelegentlich auf, aber wesentlich seltener. Die Tendenz steigt vermutlich, weil in der modernen Medizin immer mehr diagnostische und therapeutische Maßnahmen eingesetzt werden, bei denen Instrumente oder Katheter in die Harnröhre eingeführt werden und die Schleimhaut reizen oder sogar verletzen können.
Ursachen: was sind Auslöser für Harnröhrenstrikturen?
Die Ursachen der Harnröhrenstriktur sind vielfältig, haben aber eins gemeinsam: in allen Fällen (diejenigen ausgenommen, bei denen die Ursache unbekannt ist) liegt irgendeine Manipulation der Harnröhrenschleimhaut vor, durch die ein Vernarbungsprozess ausgelöst wird. Das Narbengewebe, das dabei entsteht, führt letztendlich zur Verengung oder Verlegung der Harnwege.
Ursache unbekannt
In vielen Fällen kann keine konkrete Ursache festgestellt werden. Der Anteil dieser Patienten liegt bei etwa 30 Prozent.
Eingriffe, Operationen und Bestrahlung
Diejenigen Strikturen, bei denen die Ursache bekannt ist, sind aber immer erworben (nicht angeboren). Fast die Hälfte (45%) der erfassten Fälle von Harnröhrenverengungen kann man auf vorangegangene mechanische Eingriffe, wie Einsetzen eines Blasenkatheters, Blasenspiegelungen oder endoskopische Eingriffe über die Harnröhre zurückführen. Zu den problematischen Operationen gehören beispielsweise die Entfernung der Prostata (Prostatektomie) oder die Hypospadiekorrektur. Auch die sogenannte Brachytherapie, eine Form der Bestrahlung von Tumoren, kann zu Harnröhrenverengungen führen.
Unfälle und „Bagatelltraumen“
Eine weitere Ursache von Harnröhrenverengungen sind Frakturen (Knochenbrüche) des Beckens, bei denen es zu einem kompletten Abriss der Harnröhre kommt. Nach der operativen Wiederherstellung entsteht häufig narbiges Gewebe, das zu einer Verengung der Harnwege führt. Aber auch weniger spektakuläre Unfallhergänge können zu einer Harnröhrenverengung führen. Klassischerweise findet man in der Literatur das Beispiel mit dem Fahrradunfall, bei dem das Perineum (der Damm, Region zwischen After und Hodensack) verletzt wird.
Entzündungen
Darüber hinaus führen wiederholte bakterielle Entzündungen der Harnröhre (Urethritis) und eine unbehandelte Gonorrhoe (Tripper) zu einer narbigen Veränderung der Harnröhrenschleimhaut. Entzündungen der Harnröhre kommen häufig mit oder ohne begleitende Blasenentzündung vor und sollten aus diesem Grund immer ärztlich abgeklärt werden, ebenso wie die Gonorrhoe.
Der Faktor Alter
Obwohl der Faktor Alter keinen direkten Einfluss auf die Entstehung der Harnröhrenstriktur hat, verändern sich die Ursachen mit zunehmendem Alter. Während im jüngeren Alter am häufigsten Beckenfrakturen und Hypospadiekorrekturen als Ursache identifiziert werden, sind es im höheren Alter die verschiedenen transurethralen Eingriffe, die zu Verletzungen und Vernarbungen an der Harnröhre führen.
Der Aufbau der Harnröhre
Die männliche Harnröhre besteht aus verschiedenen Abschnitten. An manchen Stellen treten die narbigen Harnröhrenverengungen besonders häufig auf. Grundsätzlich kann man sie zuerst einmal in „hintere“ und „vordere“ Harnröhre unterteilen. Als hintere Harnröhre bezeichnet man die Abschnitte, die durch die Prostata (prostatische Harnröhre) sowie die Beckenbodenmuskulatur (membranöse Harnröhre) verlaufen. Danach beginnt die vordere , also die penile und glanduläre Harnröhre. Entsprechend ihrer Lage werden auch die Harnröhrenstrikturen zum Beispiel als bulbäre Strikturen oder penile Strikturen bezeichnet. Etwa die Hälfte aller Strikturen sind bulbäre Harnröhrenstrikturen, knapp ein Drittel finden sich in der penilen und etwa ein Fünftel in der glandulären Harnröhre. Weiter hinten in Richtung Blase sind Verengungen selten, allenfalls nach Unfällen mit Harnröhrenabriss oder in Folge von Bestrahlungen.
Symptome: wie äußert sich eine Verengung der Harnröhre?
Vor allem Patienten, die kürzlich einen Eingriff durch die Harnröhre, oder für eine längere Dauer einen Katheter liegen hatten, müssen mögliche Anzeichen einer Harnwegserkrankung ernst nehmen und zügig einen Arzt kontaktieren. Klassische Symptome, die bei einer Harnröhrenstriktur auftreten, sind Schwierigkeiten beim Wasserlassen. Die Betroffenen haben ständig das Gefühl, dass Sie Wasserlassen müssen und gehen besonders häufig auf die Toilette. Die Harnentleerung dauert länger als gewöhnlich und es fällt ihnen schwer, die Blase vollständig zu entleeren.
Manche Patienten zögern den Arztbesuch so lange hinaus, bis sie an einer Infektion der Harnwege erkranken (Entzündung der Prostata oder der Nebenhoden) oder einen akuten Harnverhalt erleiden. Dabei können die Harnwege einen dauerhaften Schaden davontragen, bis hin zum Nierenversagen.
Diagnose: wie wird eine Harnröhrenstriktur festgestellt?
Normalerweise gibt die medizinische Vorgeschichte des Patienten gute Hinweise darauf, dass es sich um eine Harnröhrenstriktur handeln könnte. In manchen Fällen stellt sich bei einer Blasenspiegelung heraus, dass die Harnröhre nicht passierbar ist. Darüber hinaus gibt es die sogenannte Uroflowmetrie, eine einfache Untersuchung, bei der gemessen wird, wie lange es dauert, bis ein Miktionsvorgang beendet ist und wie viel Urin in Milliliter pro Sekunde ausgeschieden wurde. Anschließend kann der Urologe beim Ultraschall der Blase erkennen, ob und wie viel Restharn in der Blase verblieben ist. Die Auswertung der Uroflowmetrie zeigt im Diagramm einen ganz typischen Miktionsverlauf für eine Harnröhrenstriktur und ist ein richtungsweisender Befund. Um allerdings die Lage und Länge der Verengung zu bestimmten, benötigt man weitere Untersuchungen. Eine besondere Bedeutung bei der Diagnostik der Harnröhrenstriktur hat daher die retrograde Cysturethrographie. Dabei wird Kontrastmittel über einen Katheter injiziert, so dass sich anschließend die gesamte Harnröhre samt Engstellen bei einer Röntgenuntersuchung darstellen lässt. Anhand der Röntgenbilder kann der Urologe das Ausmaß und die Länge der Harnröhrenverengung feststellen. Nach der Diagnostik muss der Urologe gegebenenfalls die akuten Beschwerden behandeln und dann entscheiden, welche langfristige Therapie in Frage kommt.